Schwarze Mückenlarven werden nicht im wörtlichen Sinne gezüchtet, denn man hält natürlich keine Mücken, um mit ihnen zu züchten. Man kann die Vorlieben der Plagegeister jedoch gut ausnutzen, um deren Larven gezielt ernten zu können.
Da es bei dem Begriff »Futterzucht« ja generell um Lebendfutter geht, nehme ich die Kategoriebezeichnung mal nicht ganz wörtlich und verfasse den Beitrag zu diesem beliebten Zierfisch-Snack, wenngleich es nicht um eine echte Zucht geht.
Um an Mückenlarven zu gelangen, muss man nämlich keineswegs mit dem Kescher durch die Nachbarschaft ziehen, um dort in Regentonnen und Teichen zu fischen.
Wer die Möglichkeit hat, an beliebiger Stelle im Freien einen Eimer zu platzieren, für den ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, sich mit dem Thema zu befassen. Sobald uns der Winter den Rücken kehrt, werden die Stechmücken wieder aktiv und es lohnt sich, das Projekt »Stinke-Eimer« anzugehen. Für die meisten Aquarianer sollte ein 30-Liter-Eimer ausreichend sein.
Im nachfolgenden Beitrag werde ich dir ausführlich erklären, wie ich seit ca. 10 Jahren einen griffbereiten Mückenlarvenvorrat organisiere. Zumindest vom späten Frühjahr an, bis in den Herbst hinein.
Man kann Stechmücken nämlich mit einfachen Mitteln unwiderstehliche Laichplätze anbieten, die sie zuverlässig nutzen.
Wo findet man schwarze Mückenlarven?
Stechmücken legen ihre Eier auf Wasseroberflächen ab. Dabei sind sie grundsätzlich nicht so extrem wählerisch. Manchmal kann ein im Regen vergessener Gummistiefel als Domizil für Mückennachwuchs dienen. Die Tiere hinterlassen ihre Eier in kleinsten Wassermengen.
Mückeneier ähneln in Farbe und Form schwarzen Reiskörnern. Sie sind leicht und treiben auf der Wasseroberfläche. Deswegen nennt man die Gelege der Stechmücke auch Eischiffchen. Aus einem solchen Schiffchen schlüpfen übrigens ca. 200–300 Mückenlarven.
Entwicklung schwarzer Mückenlarven
Der Entwicklungszeitraum der Mückenlarve, bis zum Schlupf der Mücke, dauert zwischen zwei und drei Wochen. Maßgeblichen Einfluss auf die Länge dieses Zeitraums nimmt die Temperatur des Wassers, in dem die Larven leben. Zwischen Schlupf der Larven und Schlupf der fertigen Stechmücke steht dir also über Wochen Lebendfutter in unzähligen Größen zur Verfügung. Während ihrer Entwicklung ernähren sich die Larven von Mikroorganismen und organischen Abfällen.
Damit liegt auf der Hand, dass klares Leitungswasser kein passender Lebensraum für die Entwicklung des begehrten Lebendfutters darstellt. Das „wissen“ auch die Mückenweibchen. Denn, wenngleich man Mückenschiffchen auf der kleinsten Pfütze findet, hat Mückenmama die Wahl zwischen sauberem Wasser und organisch belasteter, stinkender Plürre, wird sie sich für Letztere entscheiden. Ein Eimer, der zum Himmel stinkt, wird um ein Vielfaches lieber aufgesucht als ein Gefäß mit reinem Regenwasser. Genau das nutzen wir aus, indem wir einen Bottich mit stark organisch belastetem Wasser zur Verfügung stellen. Lets go!
Was wird benötigt?
Lockeimer für Stechmücken herstellen
Wenn du alle benötigten Utensilien hast, ist die Fertigstellung des Eimers schnell erledigt. Ich nutze für meinen Eimer angetrockneten Rasenschnitt, den ich meist schon 2-3 Tage vorher in den Eimer lege. Darüber lege ich eine Lage Heu. Der Rasenschnitt verdichtet hervorragend und bildet so eine gute Gammelbasis, das Heu hat größtenteils längere Halme und verhindert weitestgehend, dass die ganzen feinen Rasenschnipsel im Wasser umherschwimmen.
Diese Schicht darf insgesamt ruhig 5–8 cm dick sein. Darüber legst du ein Stück Kaninchendraht oder etwas, das dem ähnelt, und beschwerst das Ganze mit einem oder mehreren Steinen. Auf diese Weise bleibt die Schicht mit organischem Material am Boden des Eimers.
Abschließend befüllst du den Eimer mit Wasser. Ich nutze hierfür Regenwasser, solltest du keins haben, kannst du auch Leitungswasser nutzen.
Stelle unbedingt sicher, dass keine Vögel und/oder Kleinsäuger in den Eimer fallen und ertrinken können. Wenn du einen Eimer wie meinen nutzt, reichen die zwei Grifflöcher für die Mücken aus, um ihre Eier ablegen zu können. Du könntest einen solchen Eimer theoretisch also mit einem Deckel abdecken. Alternativ kann man Kaninchendraht mit Kabelbindern fixieren oder Fliegennetz mit einem Gummiband. Such dir etwas davon aus, aber stelle bitte keine Todesfalle für Wildtiere in deinen Garten. (!)
Wie geht es weiter?
Je nach Außentemperaturen dauert es nun 1–3 Wochen, bis der Eimer sein ganzes Maß an Attraktivität entfaltet hat. In dieser Zeit wird das Wasser stufenweise seine Farbe ändern. Phasenweise ist es dunkelgrün, am Ende ist es nahezu schwarz. Was erwähnenswert ist, es stinkt dabei zum Himmel. Doch genau das ist es, was die Mücken dazu veranlasst, deinen Eimer als Laichplatz auszuwählen.
Ich habe vor Jahren mal getestet, wie viele Eierschiffchen in einer Nacht auf meinem Stinke-Eimer abgelegt wurden und wie viele auf einem Eimer mit Regenwasser direkt daneben. Das Verhältnis war ca. 50:1.
Du solltest den Eimer also nicht unbedingt vor die Terrassentür oder in die Grillecke stellen. Neben der Geruchsbelästigung könnten dir nämlich auch die angelockten Stechmücken den Abend verderben. Es sind eben die Weibchen, die zur Eiablage angelockt werden und genau die sind es auch, die stechen.
Schwarze Mückenlarven ernten
Ernten kannst du die Mückenlarven ganz einfach mittels Kescher. Je nachdem, welche Größe der Larven du ernten möchtest, kannst du sie sieben und kleinere Larven zurück in den Eimer setzen.
Wenn die Larven kugelförmig zusammengerollt sind, solltest du sie nur noch in Becken ohne Schwimmpflanzen verfüttern, in denen gute Räuber leben. Diese Larven sind nämlich schon keine Larven mehr, sondern Puppen und werden kurzfristig schlüpfen. Fressen deine Fische diese nicht zeitnah auf, kann es sein, dass du deinen Fernsehabend mit Schuhplatteln verbringst.
Da die Mückenlarven doch in einer ziemlich unappetitlichen Brühe aufwachsen, lasse ich sie ca. 5–10 Minuten in klarem Wasser stehen, bevor ich sie durch ein Sieb gieße und in das Becken gebe. Das war auch schon die ganze Kunst.
Einige Punkte würde ich gern noch mit Bildern veranschaulichen. Leider ist mir das Material hierzu verloren gegangen. Da muss ich dann wohl die nächste Saison abwarten.