Der Hype um die Sanders Artemia Eier

Wie gut sind sie wirklich?

Bekannteste Artemia Eier der Welt

Dem Vernehmen nach gehören die Sanders® Artemia Eier zu den bekanntesten Artemia Eiern der Welt. Es ist wirklich schwierig, an ihnen vorbeizukommen, wenn man sich über Artemia-Nauplien informieren möchte. Besonders sauber und gut sollen sie sein, sie schlüpfen rasch und die Nauplien sind besonders klein, so sagt man. Die Schlupfrate wird über den siebten Klee gelobt, mehr oder weniger scheint alles »besonders« an den Sanders® Eiern. Sie sind gewissermaßen der Benz unter den Artemia Eiern. Zumindest liest es sich überall so.

Sind diese Artemia Eier aber wirklich so herausragend gut?

Dieser Frage wollte ich endlich auf den Grund gehen. Vor etwa 20 Jahren habe ich mich erstmals mit dem Ausbrüten von Artemianauplien befasst und war stolz, dass überhaupt etwas schlüpfte. Danach lag das Thema einige Jahre auf Eis. Seit ich immer wieder mal den ein oder andere Nachwuchs aufziehe, blubbern meine vier Artemio®-SetsWerbung mehr oder weniger regelmäßig, aktuell täglich.

Gestolpert bin ich schon oft über die Sanders® Artemia Eier, ihres Preises wegen, habe ich mich allerdings immer für die günstigere Alternative entschieden. Ich habe meine Artemia Eier überwiegend bei Fischfuttertreff gekauft, weil ich dort auch kleinere Mengen zu annehmbaren Preisen erwerben konnte. In der Aufzuchtphase meiner Skalare vor einigen Jahren, kaufte ich ein einziges Mal eine ganze Dose. Insofern bin ich recht sicher, dass die Artemia-Eier dort von „Petifool®“ sind.

 

Petifool® Artemia Eier vs. Sanders® Artemia Eier

Schlupfrate & Preis

Den Eiern von Petifool® sagt man eine Schlupfrate von 90 – 95 % nach, denen von Sanders® 95 %+. Der Unterschied scheint zunächst nicht so spektakulär groß. Während ich bei Fischfuttertreff für eine 454 g Dose Petifool® Eier 59,99 € zahle, schlagen 426 g Sanders® Eier dort mit 114,00 € zu Buche. Nachvollziehbar, dass sich mein innerer Schweinehund über Jahre sträubte, die Nobeleier in den Warenkorb zu legen.

Als ich bei Zierfischzucht Aquakö kürzlich eine Dose Sanders® Eier für gut 76,00 € erwerben konnte, schlug ich zu, um endlich mal testen zu können, was an den Lobeshymnen dran ist.

Mein erster Eindruck

Auf den ersten Blick konnte ich nichts Besonderes an den Sanders® Eiern ausmachen, auf den zweiten dann schon. Die Sanders® Artemia Eier haben eine andere Farbe. Während die Eier, die ich bislang ausbrütete, eine leicht rötliche, recht gleichmäßige Färbung haben, sehen die Eier von Sanders® eher braun aus. Auch scheinen nicht alle Eier dieselbe Farbe zu haben.

Sanders Artemia Eier verglichen mit Petifool Artemia Eiern

Der Testaufbau Sanders® vs. Petifool®

Damit mein Versuch auch eine gewisse Aussagekraft hat, schaffte ich für beide Brutbehälter möglichst gleiche Bedingungen. Das Wasser habe ich in einem Gefäß angemischt und danach auf beide Behälter verteilt.

Die Artemia Eier – je 3g – habe ich auf einer Feinwage abgewogen. Hierbei fiel mir auf, dass die Sanders® Artemia Eier im Messlöffel weniger Platz einnahmen, als die Petifool® Eier. Allem Anschein nach sind die Sanders® Eier also etwas schwerer und/oder kleiner!?

Ich habe die Eier gleichzeitig in die Behälter gefüllt.  An dieser Stelle fiel mir auf, dass die Eier von Sanders® deutlich schneller absinken, als die anderen Eier. Da ich diese schon einige Jahre verwende, war ich daran gewöhnt, dass diese Eier länger auf dem Wasser schwimmen. Teils habe ich sie deshalb sogar vor dem Brüten eingeweicht.

Nun, da ich auch noch den direkten Vergleich der zwei Behälter vor Augen hatte, erschien mir er Unterschied schon sehr auffällig. Man kann es auf dem Foto rechts auch relativ gut erkennen.

Die Belüftung habe ich für beide Behälter gleich stark eingestellt. Auch Licht und Temperatur betreffend, waren beide Ansätze denselben Bedingungen ausgesetzt.

Sanders Artemia Eier vs Petifool Artemia Eier

Los gehts

Nachdem die Eier komplett in der Flüssigkeit verwirbelt waren, fiel noch einmal der Farbunterschied zwischen den verschiedenen Eiern auf.  Auf Bild zwei sind die rechten beiden Behälter die Versuchsansätze. Nr. 3 enthält die Sanders® Eier, Nr. 4 die von Petifool®.

Ab jetzt hieß es Abwarten. Wenn man den verschiedenen Produktbeschreibungen Glauben schenkt, sollen die Sanders®-Nauplien nach 24 Stunden weitestgehend geschlüpft sein. Ich war gespannt und linste nach etwa 16 Stunden ein erstes Mal auf die Brutansätze. Es zeigte sich tatsächlich ein deutlicher Unterschied. Zum Ablauf der 24 Stunden verstärkte sich dieser auffällig.

24 Stunden später

Nach 24 Stunden habe ich die Luftzufuhr für beide Behälter abgeschaltet. Während sich im Behälter der Sanders® Eier binnen kürzester Zeit Unmengen geschlüpfter Nauplien zeigten, waren sie im Behälter daneben rar.

Hier war die Mehrzahl der Eier zweifelsohne bislang nicht geschlüpft. Die Anzahl der nicht geschlüpften Eier im Sanders® Behälter war hingegen extrem gering. Ich habe offen gesagt noch nie eine solche Artemia Ausbeute gehabt. Schon gar nicht in dieser kurzen Zeitspanne.

Um den Unterschied mittels Foto festzuhalten, habe ich aus beiden Behältern dieselbe Menge Flüssigkeit in jeweils ein Glas abgelassen.

Sanders Artemia Eier vs Petifool Artemia Eier
geschlüpfte Artemianauplien aus Sanders Artemia Eiern und Petifool Artemia Eiern

Ich glaube, auch dieses Bild spricht für sich. Ich habe die Schlupflösung mit den Petifool® Eiern wieder in den Behälter gefüllt und erst nach weiteren 8 Stunden zu verfüttern begonnen. Nach 36 Stunden waren hier die meisten der schlupffähigen Eier geschlüpft. Die Zahl der ungeschlüpften Eier war auch jetzt noch um ein Vielfaches höher als bei den Sanders®-Eiern.

Nun könnte man eventuell noch in die Waagschale werfen, dass die Sanders® Eier etwas frischer waren, als die von Petifool®. Ich nutze diese Eier bereits seit geraumer Zeit. Daher weiß ich, dass der Schlupf ungefähr dem entspricht, was ich sonst an Ertrag erhalte.

Was es sonst noch zu sagen gibt

Ohne es mit Fakten zu belegen, würde ich behaupten, dass die Sanders® Nauplien tatsächlich etwas kleiner sind als die Nauplien, die ich bisher erbrütet habe. Auch habe ich den Eindruck, dass sie agiler sind und länger im Becken überleben.

Von den Petifool® Eiern habe ich zwei Artemio® Behälter (je 3 g Eier) täglich verfüttert. Damit gerade mal meine Jungfische satt. Von den Sanders® Nauplien sind meist noch ausreichend übrig, um auch die Elternbecken und den Besatz meines 450er-Beckens zu beglücken. Sie sind wirklich um Welten ergiebiger. Außerdem ist es eine Freude, nicht ständig diese Unmengen nicht geschlüpfter Eier von Nauplien trennen zu müssen.

Bei beiden Eiersorten fülle ich nach der ersten „Ernte“ die ungeschlüpften Eier nebst Flüssigkeit zurück in den Brutbehälter. Dort brüte ich diese noch einige Stunden nach.

Während mir dies bei den Sanders® Eiern bislang durchgängig gelang, flockt die Brutflüssigkeit der anderen Eier häufig aus und beginnt zu gammeln. Mag sein, dass es der Tatsache geschuldet ist, dass die Eier zu diesem Zeitpunkt schon 8 Stunden länger im Ansatz waren. Es kann aber auch sein, dass sich die angebliche besondere Reinheit der Sanders® Nauplien auszahlt. Was hier zutreffend ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Mein Fazit

Wider Erwarten muss ich gestehen, dass mich die Sanders® Artemia Eier tatsächlich vom Hocker hauen. Ob ich 114,00 € für eine Dose der Eier ausgeben würde, puh! Kann ich im Moment schwer sagen. Meine kleinen Corys fressen mir ja schon die Haare vom Kopf. Dazu kann ich vielleicht eher eine Aussage treffen, wenn ich weiß, wie alt ich am Ende der ersten Dose bin.
Fakt ist jedoch, für die gezahlten 76,00 € würde ich die Sanders® Eier jederzeit den anderen Artemia Eiern vorziehen. Vermutlich wäre ich auch bereit, noch ein paar Euronen draufzulegen.

Hand aufs Herz: Diese Artemia Eier sollte jeder mal ausprobiert haben. Sie sind wirklich absolut klasse!

Update 27.11.2022

Gut 1,5 Jahre nach Veröffentlichung dieses Beitrags möchte ich ihn kurz ein wenig ergänzen. Wie weit ich mit der Dose Artemia Eier von Sanders® gereicht hätte, konnte ich leider nicht ergründen. Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Beitrags fiel unser Haus der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 zum Opfer. Neben vielen anderen Dingen wurde auch meine Zucht und das Zubehör aus rund 25 Jahren Hobby vernichtet. Darunter auch die angebrochene Dose Artemia-Eier.

In Zeiten, in denen auch dieses wunderbare Hobby in jeder Hinsicht teurer wird, freut man sich über jede Ersparnis. Deshalb hier noch der Link zu einer vergleichsweise günstigen Bezugsquelle. Auf der Seite von MAT-Versand erhaltet Ihr die Nobeleier aktuell zum Preis von 73,90 € zuzügl. Versand. Ich konnte auf die Schnelle keine günstigere Bezugsquelle auftun.

2 Kommentare

  1. Andrea,
    Danke dir für deinen gut beschriebenen Qualitäts-Check der SANER-Eier! Hat mir wirklich einen Schubs zum Kauf dieser Eier gegeben – ich werde mir sogar jetzt die „Premium“ , die noch einen Ticken teurer sind gönnen
    Aquaristischer Gruss von Nicole

  2. Auch ich bin seit Jahren ein Fan der Sanders-Artemiaeier.
    Danke für den ausführlichen Bericht, der meinen Eindruck auch bestätigt.

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