Pantoffeltierchen (Paramecium) sind Einzeller, die vorwiegend im Süßwasser zu Hause sind. Der Mensch nutzt sie vielfach als Indikator für die Wasserqualität in Gewässern, da sich die Einzeller primär von Bakterien ernähren. Dies soll allerdings nur am Rande Gegenstand dieses Beitrags sein.
Rechts im Bild siehst du ein Pantoffeltierchen aus meinem „Bestand“ unter dem Mikroskop. Ich entdeckte die Einzeller als Beikultur in meiner Mikrofex-Zucht und trat mit der Bitte an Herrn Bernd Kaufmann heran, die Winzlinge für mich zu bestimmen.
Kaum dass die umfangreiche Probe bei ihm eingetroffen war, bekam ich die Rückmeldung, dass es sich bei den Mitbewohnern meiner Zuchtansätze um Pantoffeltierchen in Reinkultur handelt. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für die Bestimmung und die Erlaubnis, das Foto in meinen Beiträgen verwenden zu dürfen.
Pantoffeltierchen als Lebendfutter
Mit einer Größe von 0,05 und 0,32 mm sind Pantoffeltierchen gerade so mit bloßem Auge zu erkennen. Als kleinstes Lebendfutter sind sie für die Aufzucht mancher Jungfische m. E. unverzichtbar.
Die Larven meiner Schmetterlingsbarben sind beispielsweise so winzig, dass sie in den ersten Lebenswochen kaum ein anderes Lebendfutter bewältigen können. Aber auch die Nachkommen größerer Fische, wie Skalare, benötigen in den ersten Tagen oftmals feineres Futter als Artemia-Nauplien.
Was den Nährwert der Einzeller betrifft, führen Pantoffeltierchen die Hitparade des Lebensfutters dem Vernehmen nach nicht zuoberst an. Diese Aussage ist für mich allerdings nicht überprüfbar und mangels Alternativen auch von geringer Relevanz. Ich ziehe meine Fischlarven mithilfe dieser Winzlinge sehr erfolgreich auf.
Vorteile der Pantoffeltierchen als Aufzuchtfutter
Die Aufzucht kleiner Fischlarven mittels Pantoffeltierchen hat, verglichen mit Industriefutter, den Vorteil, dass man auf Vorrat füttern kann. Teilweise kommen meine Jungtiere mit einer Fütterung eine ganze Woche aus.
Da Pantoffeltierchen im Süßwasser leben, sterben sie nicht so schnell ab, wie es beispielsweise bei Mikrowürmchen, Essigälchen oder gar Nauplien der Fall ist. Überdies sind sie wesentlich kleiner.
Solange die Einzeller nicht gefressen werden, leben sie weiter und stehen dem Fischnachwuchs so dauerhaft als Nahrung zur Verfügung. Da sich Pantoffeltierchen frei im Wasser bewegen, wecken sie unweigerlich den Jagdtrieb, den selbst die kleinste Fischlarve mit auf die Welt bringt.
Anders als es bei Staubfutter oder Lebendfutter mit kurzer Überlebenzeit der Fall ist, verursachen Pantoffeltierchen keine erkennbare Wasserbelastung. Ganz im Gegenteil. Sie ernähren sich von Bakterien und dürften so in einem gewissen Maße sogar das Wasser, in dem sie leben, sauber halten. Ich ziehe meine Schmetterlingsbarben über Wochen in Schalen ohne jede Luftzufuhr oder Filterung auf. Die einzige Absicherung sind 1–2 Posthornschnecken, die ggf. abgestorbene Pantoffeltierchen in der Aufzuchtschale vertilgen.
Zucht von Pantoffeltierchen
Ich selbst züchte Pantoffeltierchen und andere Einzeller seit einigen Jahren mit wechselndem Erfolg. Startkulturen kann man relativ problemlos im Internet erwerben, wobei sich jedoch nur mittels Mikroskop prüfen lässt, was man letztlich geliefert bekommt.
Verschiedene Methoden der Zucht
Dazu, wie man die Einzeller dann am Leben hält und erfolgreich vermehrt, gibt es verschiedene Ansätze. Am weitverbreitetsten ist wohl die Methode der Milchfütterung. Hierbei wird der Zuchtansatz in regelmäßigen Abständen mit Kleinstmengen Kaffee-Milch gefüttert. Die eingebrachte Milch sorgt für eine Massenvermehrung von Bakterien, von denen sich wiederum die Pantoffeltierchen ernähren.
Ich habe meine Zuchtansätze lange Zeit mit mäßigem Erfolg auf diese Weise gepflegt. Wobei die Misserfolge wohl mehr an mir, als an der Methode lagen. Das Problem war meist, dass ich in Zeiten, in denen ich wenige Pantoffeltierchen benötigte, die Fütterung vergaß oder aber das genaue Gegenteil. In Zeiten, in denen eine schnelle Vermehrung gewünscht war, neigte ich dazu, zu viel Milch in den Ansatz zu geben. Ergebnis war, der Ansatz „kippte“ und musste entsorgt werden.
Ein Experiment
Wenn man so einiges an Lebendfutter selbst züchtet, kommt man aus dem Experimentieren eigentlich nie heraus. Meine Pannen bei der Zucht von Einzellern veranlassten mich, auch hier mal ein wenig auszuprobieren, was fern der gängigen Methoden funktionieren könnte.
Als ich vor einiger Zeit eine Bestellung bei DRAK-Aquaristik machte, bestellte ich einen Beutel Gerstenstroh-Pellets Werbung mit. Eigentlich wollte ich sie im Kampf gegen Fadenalgen testen, bin aber irgendwie nie dazu gekommen. Kürzlich fiel mir die Packung mit den Pellets mal wieder in die Finger und mir kam die Idee, sie für einen Zuchtansatz Pantoffeltierchen einzusetzen.
Pantoffeltierchen mit Gerstenstroh-Pellets züchten
Gesagt, getan. Ich nahm ein Schraubglas, das etwas mehr als 1 Liter Flüssigkeit fasst, füllte es mit Wasser, warf ein ca. 1,5cm langes Stück der Pellets ins Glas und impfte das Ganze mit 1-2 Pipettenfüllungen Pantoffeltierchen an.
Zunächst konnte ich die Pantoffeltierchen kaum im Ansatz finden. Auch an den folgenden zwei Tagen war ich unsicher, ob das Ganze von Erfolg gekrönt sein wird. Nach etwa einer Woche wurde es dann jedoch spannend. Ich sah richtige „Wolken“ von Pantoffeltierchen, die durch das Glas „tanzten“. In den kommenden Tagen konnte man der Vermehrung gefühlt zusehen.
Ich habe das Ganze mal in einem kleinen Video festgehalten und auf YouTube hochgeladen. Mit einem Klick auf das nachfolgende Bild wirst du zu YouTube weitergeleitet.
Zwischenzeitlich habe ich alle meine Ansätze auf Gerstenstroh-Pellets umgestellt. Für mich ist das die bislang effektivste Methode, Pantoffeltierchen in großen Mengen zu gewinnen. Die Vermehrung geht vergleichsweise schnell und der Aufwand ist sehr gering. Ein tägliches Füttern ist nicht notwendig, die Ansätze können 2–3 Wochen laufen, ohne dass man einen Finger krümmen muss. Für mich nahezu optimal.
Pflege der Ansätze
Erst wenn die Population an Einzellern sichtbar abnimmt, erneuere ich meine Ansätze. Allerdings trügt hier der Schein häufig. In der Anfangszeit bildet sich gern eine Kahmhaut auf den Gläsern. In dieser Zeit sieht man die Pantoffeltierchen im ganzen Glas verteilt.
Sinkt die Kahmhaut mit oder ohne Hilfe ab, dann scheint der Ansatz manchmal klar und es entsteht schnell der Eindruck, er wäre abgestorben. Ich nehme an, dass sich die Einzeller bei Sauerstoffmangel mehr Richtung Oberfläche orientieren und ist diese frei, besiedeln sie den Boden, auf dem die verrottende Biomasse aus Gerstenstroh-Pellets liegt.
Ansätze erneuern
Erst wenn man die Ansätze durch ein Sieb gießt, sieht man, wie viele Pantoffeltierchen noch vorhanden sind. Meist sind es Unmengen. Ich nutze hierfür ein feines Artemiasieb. Am besten gießt man zunächst vorsichtig von dem klaren Wasser im oberen Bereich des Glases ein wenig ab. So kann man im Anschluss etwas frisches Wasser hinzufügen.
Der Rest des Ansatzes wandert dann durch das besagte Sieb. Das Glas spüle und wische ich einmal aus. Dann gieße ich den Rest des alten Ansatzes zurück, fülle mit Frischwasser auf und gebe erneut ein Stück Gerstenstroh-Pellets hinzu.
Pantoffeltierchen ernten
Zu guter Letzt schnell noch ein paar Sätze dazu, wie ich die Pantoffeltierchen „ernte“. Bei der Milchfütterung habe ich die Pantoffeltierchen stets mit einer Pipette nebst Flüssigkeit entnommen und in die Aufzuchtschale zu den Jungtieren gegeben. Ich habe lediglich darauf geachtet, dass der Ansatz klar war und keine Milch mehr enthielt.
Da bei der Kultivierung mit Gerstenstroh-Pellets von einer hohen Bakterienbelastung in der Kulturflüssigkeit auszugehen ist, mag ich die Flüssigkeit aus dem Zuchtansatz nur ungern zu den Fischlarven geben. Deswegen gieße ich sie durch ein Sieb und fange die Pantoffeltierchen auf. Ein Plankton-Sieb 25µm Werbung eignet sich hierfür hervorragend.
Um die Bakterienbrühe möglichst komplett zu entfernen, spüle ich die Ausbeute noch einmal mit klarem Wasser. Am besten streicht man mit dem Finger von unten einmal über das gesamte Sieb, damit die Flüssigkeit gut abläuft. Der hohen Gewebedichte wegen läuft das Wasser relativ langsam ab.
Um das belastete Wasser restlos aus dem Sieb zu enfernen, nutze ich einen extra starken Schwamm Werbung. Indem ich von unten mit dem angefeuchteten Schwamm über das Sieb wische, entferne ich die Flüssigkeit restlos. Danach fülle ich sofort ein klein wenig frisches Wasser nach. Die Pantoffeltierchen sollen die Prozedur natürlich überleben. Nun können sie mittels Pipette Werbung entnommen und verfüttert werden.
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